Der Schoner, ein Amerikanisches Phänomen:

Schoner sind zwei oder mermastige Segelfahrzeuge, deren vorderer Mast ( der Schonermast) gleich hoch oder kürzer als der hinterere Maste ist.

Diese Taklung wurde zuerst in der Zeit des Amerikanischen Befreiungskrieges entwickelt. An der Ostküste der USA entwickelte sich über die Jahre ein Fahrzeugtyp der vornehmlich für Fischerei und Lotsendienste eingesetzt wurde. verschiedene Rumpfformen kamen zum Einsatz, auch die Version mit fast geradem Vorsteven, dem sogennanten "plumb stemmer" der Bo Sörensen inspirierte die damalige "ROSVIG" als Replik eines solchen Schoners umzubauen. Dieses Konstruktionsprinzip wurde später auch in Europa adaptiert und finded seine Entsprechung in den Lotsenschonern der Elbe (Elbe No. 5) aber auch in Grossbritannien und Holland.

Der Rumpf eines Hajkutters:

Fischereifahrzeug für die Ringwadenfischerei (dän. Snurrevod). Dieser Typ wurde ab ca. 1890 gebaut. Kennzeichnend ist das elliptische Heck. Diese Fischerboote waren mit Motoren ausgerüstet und lösten damit die Segel als Hauptantrieb ab. Allerdings trugen die meisten noch Hilfsbesegelung wie auf dem Bild der RIGMOR von 1937 zu sehen ist.

Für Interessierte möchte ich auf die hervorragende Seite von Andreas Zedler verweisen. Hier finded sich neben ausführlichen Erklärungen zum Schiffstyp und dessen Entwicklung auch auch eine sehr Umfangreiche Liste noch existierender Haikutter http://www.grosssegler.de

 

 

 


Gebaut 1917 in Skive am Limfjord, wurde die VICTOR JARA von der Werft A. BRINK& J. INVERSEN unter dem Namen P. SABROE vom Stapel gelassen.

Interessanter Weise war Peter Sabroe ein dänischer Sozialdemokrat und Philanthrop, der Kinderheime stiftete und leider 1913 bei einem Zugunfall ums Leben kam, so ist der erste Name und der derzeitige Name des Schiffes mit sozial engagierten Personen verbunden.

Sie wurde vom Eigner und Auftraggeber in Esbjerg registriert und fuhr von hier aus auf Fischfang in der Nordsee. Das hierfür nötige Eis wurde zum Teil von Grönland geholt.

Der Großhändler Paulsen aus Fredriksborg erwarb das Schiff 1920 und verkaufte sie 1923 nach Hundsted an den Fischer Larsen.

Der Weiterverkauf 1928 an N.R. Nielsen war mit dem Namenswechsel zu GERLI verbunden.
In den Jahren 1930/31 ging das Schiff durch mehrere Hände und trug verschiedene Namen wie ELLA LYKE und RIGMOR.



Weiterhin wurde das Schiff in der Nordseefischerei eingesetzt, 1942 mit einem Besanmast versehen und als Galeass (Eineinhalbmaster) registriert. 1948 bis 1952 ging das inzwischen in STINE LENEORE umbenannte Schiff nach Thyboroen, wo sie bis 1952 Dienst tat.

Der folgende Eigner, Niels Karner, benannte sie in JEGRIND um, zu Anfang mit Heimathafen Lemvig, nach Umzug erfolgte die Registrierung in Skagen. Nach sieben Jahren, 1959 wurde beim Verkauf nach Hirtshals der Name in MORISINO geändert.

1962 erfolgte die Namensänderung in ROSVIG, diesen Namen sollte sie bis zum Verkauf an den derzeitigen Eigners beibehalten.

Am 21.10.1965 kam es durch eine blockierende Welle im Getriebe zu einer schweren Kollision mit dem schwedischen Fischkutter WALAND. Die ROSVIG wurde schwer beschädigt und sank.
Wenige Wochen später wurde sie gehoben und umfangreich in Stand gesetzt. Sie bekam ein neues Heck mit neuen Relingsstützen. Im Unterwasserbereich wurden 5 neue Planken an Steuerbord, 6 an Backbord eingesetzt und der Schandeckel wurde ausgetauscht.

Der Händler Chr. Möller aus Soeby nahm sie danach in Kommission. Da er Mühe hatte das Schiff zu verkaufen, stand sie eine Zeitlang auf dem Trockenen. Der Motor war für die moderne Fischerei zu schwach. Er verkaufte zwischenzeitlich das Schiff an Mayor Poulsen aus Sellerup. Der sie nach einer weiteren Havarie an Möller zurückgab.

Kurz darauf erwarb Ingenieur Hansen aus Söby die ROSVIG welcher die notwendigen Reparaturen am Schiff vornahm.

1973 verkaufte Hansen für 35000 Kronen an Bo Sörensen; ein befahrener Seemann und guter Handwerker. Inspiriert durch die Schoner der Amerikanischen Ostküste, wollte der sich nach seiner Seefahrtzeit, den Traum vom eigenen Schoner verwirklichen.

An dieser Stelle können wir auf das Buch von Kaij Lund :"Vinden er vor i Under sejl på ny"; Borgen; Kopenhagen; 1978; zurückgreifen wo die Motivation und Intention von Bo Soerensen beschrieben wird, der dem Umbau des
Fahrzeugs zur Grunde lag.


So heißt es auf Seite 128:
„ Die neue Takelage lehnt sich sehr stark nach achtern und erinnert die ehemaligen Baltimore Schoner. Diese Art der Form - mit Topstenge am Großmast -war auch unter den "plumb stemmers“ den Fischern an den Newfoundland Banks Mitte der 1800er Jahre bekannt. Mit seiner Stevenform und seiner neuen Taklung Erinnert die ROSVIG an einen von diesen.“

und später:

„DAS NEUE RIG"
Bo Sørensen sagt, dass er gerade die nordamerikanische „plumb stemmer“ als Modell für die Konstruktion der neuen Takelage und gleichzeitig für die Gesamterscheinung der ROSVIG benutzte.“


"Dass auf dem Heck Christianshafen steht - der Schoner ist offiziell in Kopenhagen registriert - war eine Huldigung Bo´s an seine Operationsbasis. Hier hat das Schiff mehrere Jahre lang gemütliche und ruhige Winter verbracht. Der Schoner ist Sommerwohnsitz seines Besitzers, der nicht nur die Idylle Christianshafens genießt, sondern in See sticht sobald sich eine Möglichkeit ergibt. Im Frühjahr war die ROSVIG eine der ersten Veteranen, die sich im Öresund zeigten.

Im Frühjahr 1976 trafen wir sie an der Küste Schwedens, sie tauchte im Juni in Bogense auf, im Juli des gleichen Jahres überholte sie uns im Limfjord, Kalundborg war einer unserer Treffpunkte, 1977 und 78 war es u.a. im Alesund.

Die ROSVIG tratt auch fast immer zu den Regatten des Zusammenschlusses der Holzbooteigner an.

Die Besatzung bestaht aus Bo´s Freunden, die auch beim Wiederaufbau halfen, u.a. Victoria, Hans, Drivanker, Niels und Johnny, die viele gemeinsame Erlebnisse hatten, einige davon dramatisch. Dazu gehörte eine Strandung 1976 auf dem Hatter Riff, wo man glücklicherweise von der LILLA DAN freigeschleppt wurde. Auch im Frühjahr 1977 auf der Rückfahrt vom Pfingsttreffen in Kerteminde, wo im Fahresund die Schraubenwelle brach und man bis nach Rödvig kreuzen musste. Ein Wochenende später haben Bo und Johnny das Schiff bei 14-17ms durch die Koege Bucht nach hause gesegelt. Glücklicherweise wurde der Schaden durch die Versicherung reguliert und die Reparatur so zügig ausgeführt das die ROSVIG zum Holzschifftreffen des Kattegatt schon wieder in Fahrt war.

Im Herbst 1977 segelte Bo nach Kalundborg, wo er eigenhändig den Baum für den heutigen Grossmast schlug, eine 24m hohe Tuga Tanne."

Im Jahre 1989 verkaufte Bo Sörensen an den deutschen Schauspieler Peter Franke, der den Rumpf des Schiff bei Biaritz in Friedrichskoog aufwendig instandsetzen ließ. In den Jahren danach Baute Peter das Schiff in Freiburg an der Elbe zum Familienschiff um und segelte in Nord- und Ostsee.

1998 verlegte er die VICTOR JARA nach Lübeck, weil er dort eine Rolle als Papageno in der Zauberflöte angenommen hatte und er nicht nach jeder Vorstellung nach Hamburg fahren wollte. Hier lernte er Kapitän Burkhard Möller kennen, dem er das Schiff zur Nutzung überließ, da er selber wenig Zeit für das Fahrzeug übrig hatte. Burkhard ersetzte den Klüverbaum durch einen größeren und vergrößerte auch die Vorsegelfläche um dem Schiff bessere Segeleigenschaften zu geben. Der auf dem Schonermast angebrachte Windgenerator riss bei einem Sturm ab, und wurde dann durch eine Stenge ersetzt.

In den Jahren machte die VICTOR lange Reisen so zum Beispiel durch den Caledonian Channel in Schottland und dann rund um Irland, später dann nach Norwegen und Gotland.

Um 2005 übernahm der Vorläufer des heutigen Betreibervereins das Schiff und segelte das 2005 Tall Ships Race von Newcastle (UK) nach Fredrickstad (NO). Die Achterkajüte wurde neu ausgebaut und einige Planken am Rumpf erneuert.

Im Jahr 2008 war die VICTOR in Brest zur Fete du Mer und in Dournenez mit Abstechern nach Cornwall und in das Ijsselmeer.

...und die Geschichte geht weiter!

Chronologie:

1917-1921
Fischerein.nr.: E.114
Schiffsname: P. Sabroe
Heimathafen: Esbjerg
Eigner: S. Kjærgaard
Skipper: J. Rasmussen

1921-1923
Fischerein.nr.: E.114
Schiffsname: P. Sabroe
Heimathafen: Esbjerg
Eigner: P.H. Paulsen,
Copenhagen
Skipper: C. Nielsen ca

Fischerein.nr.: H.141
Schiffsname: P. Sabroe
Heimathafen: Hundested
Eigner: R. L. Larsen

1923
Neuvermessung auf
19,99 GRT

1928-1930
Fischerein.nr.: H.141
Schiffsname: Gurli
Heimathafen: Hundested
Eigner: N. R. Nielsen

1930-1931
Fischerein.nr.: E.358
Schiffsname: Ella Lykke
Heimathafen: Esbjerg
Eigner: A.L. Lauridsen

1931-1948
Fischerein.nr.: E.358
Schiffsname: Rigmor
Heimathafen: Esbjerg
Eigner: H. P. Petersen Plet

1933
neues Rufzeichen
OWXK

1942
Das Schiff erhält einen
Besanmast und
wird als Galeass
registriert

1948-1952
Fischerein.nr.: L.177
Schiffsname: Stine Lilleøre
Heimathafen: Thyborøn
Eigner: N.B. Lilleøre, Harboøre

1952-1959
Fischerein.nr.: S.206
Schiffsname: Jegind
Heimathafen: Skagen
Eigner: Niels Karner Vrist
erst in Lemvig,
nach Umzug des
Eigners ab 1953
in Skagen

1959-1962
Fischerein.nr.: HG.176
Schiffsname: Moirsino
Heimathafen: Hirtshals
Eigner: C.B.E. Jensen

1962-1964
Fischerein.nr.: HG.176
Schiffsname: Rosvig
Heimathafen: Hirtshals
Eigner: A.K. Jensen

1964-1971
Fischerein.nr.: HG.176
Schiffsname: Rosvig
Heimathafen: Hirtshals
Eigner: E.C. Rishøj,
Astrup
1965 Kollision mit der
WALAND in Hirtshals.
Das Schiff sinkt,
wird gehoben und
repariert.
Soeby, Chr. Möller
nimmt das Schiff
in Kommission.

1971
Schiffsname: Rosvig
Heimathafen: Sellerup
Eigner: Mayor Poulsen
Poulsen gibt das Schiff
nach Havarie zurück an
Chr. Möller

1971 - 1973
Schiffsname: Rosvig
Heimathafen: Soeby
Eigner: Ing. Hansen

1973 – 1989
Schiffsname: Rosvig
Heimathafen: Christianshavn
Eigner: Bo Soerensen
Preis 35.000dkr

1976
Taklung als Schoner

1989
Schiffsname: Victor Jara
Heimathafen: Hamburg
Eigner: Peter Franke

2009
Schiffsname: Victor Jara
Heimathafen: Hamburg
Eigner: Verein zur Förderung der traditionellen Seefahrt und Seemanschaft e.V.

Das Schiff - Geschichte

Hafenausfahrt Esbjerg um 1937
ähnlicher Fischkutter